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12. Februar 2025
Nick Heine
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Bilanz nach zwei Jahren LkSG: Es geht in die richtige Richtung

Unsere Studie zur Zwischenbilanz nach zwei Jahren Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) zeigt: Das Gesetz hat zahlreiche positive Effekte im Nachhaltigkeitsmanagement der Unternehmen angestoßen, allerdings brauchen sie nun Planungssicherheit, um sich effektiv auf die kommende EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) vorbereiten zu können.

Die Studie im Überblick

Seit 2021 führen wir gemeinsam mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) jährlich eine Umfrage zum LkSG durch. Damit wollen wir praktische Einblicke in die Umsetzung des Gesetzes liefern, Auswirkungen auf das Nachhaltigkeitsmanagement betroffener Unternehmen beleuchten und Folgen für die anstehende EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) skizzieren.

An unserer aktuellen Studie haben zwischen September und November 2024 insgesamt 166 Unternehmensverantwortliche aus unterschiedlichen Abteilungen wie Beschaffung und Einkauf, Compliance, Finanzen oder der Geschäftsführung teilgenommen. Die beteiligten Unternehmensbranchen spiegeln einen Querschnitt der deutschen Wirtschaft wider, wobei wie in den Vorjahren besonders technologieintensive Sektoren und das produzierende Gewerbe stark vertreten waren. Der jeweilige Anteil von kleinen (unter 1.000 Mitarbeiter), mittleren (zwischen 1.000 und 3.000 Mitarbeitern) und großen Unternehmen (über 3.000 Mitarbeiter) war dabei ähnlich groß.

Diese heterogene Zusammensetzung aus unterschiedlichen Unternehmensabteilungen und -größen sowie Industriezweigen zeigt die hohe Repräsentativität und Relevanz unserer Umfrage. Daher freuen wir uns, dass unsere Studie auch eine breite mediale Resonanz gefunden hat und Medien wie die Tagesschau darüber berichtet haben.

Die Lieferkette als wichtiger Hebel

Unsere Befragung verdeutlicht, dass 69% der großen Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern ihre Lieferketten als eine zentrale Säule ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen betrachten. Generell gilt: Je größer das Unternehmen, desto wichtiger wird die Lieferkette aus Nachhaltigkeitsperspektive eingeschätzt. Dies ist erfreulich, zeigt aber auch, dass hier bei kleineren und mittelgroßen Unternehmen noch Aufholbedarf herrscht.

Bei ihren Nachhaltigkeitsanalysen konzentrieren sich die Unternehmen vor allem auf ihre strategischen, direkten, Top-Spend- und Hochrisikolieferanten. Die am häufigsten untersuchten Nachhaltigkeitsthemen sind Menschen- und Arbeitsrechte (95% aller Unternehmen), Umweltschutz (94%) sowie Arbeits- und Gesundheitsschutz (80%). Mit nun 78% verzeichnet die Verankerung der Nachhaltigkeitsverantwortung entlang der Lieferkette seit 2021 den größten Anstieg – ein Zuwachs von 45%.

Positive Effekte des LkSG

Zu den erfreulichen Erkenntnissen der Studie gehört auch, dass 51% der Unternehmen der Auffassung sind, dass das LkSG zur Stärkung der Nachhaltigkeit in ihren Lieferketten beigetragen hat. Konkret stellen die Befragten vor allem Fortschritte bei der Transparenz über die Nachhaltigkeitspraktiken von Lieferanten (79% aller Unternehmen), der Prävention identifizierter Risiken (68%) und dem Kompetenzaufbau zu Nachhaltigkeitsthemen bei Lieferanten (50%) fest. Auch die erleichterte Umsetzung der eigenen Nachhaltigkeitsziele und -standards (44%) sowie eine bessere Zusammenarbeit mit Lieferanten (44%) sind demnach Begleiterscheinungen des LkSG, die Unternehmen optimistisch stimmen können. Dabei sollte auch nicht vernachlässigt werden, dass einige Umfrageteilnehmer positive Effekte bei der Einhaltung von Menschenrechtsstandards und der Verbesserung von Arbeitsbedingungen feststellen konnten.

Darüber hinaus haben die Unternehmen bereits zahlreiche Präventions- und Abhilfemaßnahmen auf den Weg gebracht, um konkrete Risiken in der Lieferkette anzugehen. So haben beispielsweise 30% der seit 2023 betroffenen Unternehmen gemeinsam mit ihren Zulieferern Maßnahmen umgesetzt, um Rechtsverletzungen zu minimieren bzw. zu beenden.

Diese Zahlen belegen einen deutlichen Aufwärtstrend im nachhaltigen Lieferkettenmanagement vieler Betriebe, der durch das Gesetz angestoßen wurde.

 

Abbildung 1: In welchen Bereichen konnten Sie Fortschritte in der Nachhaltigkeit Ihrer Lieferkette erzielen?

Herausforderungen in der LkSG-Umsetzung

Trotz dieser positiven Entwicklungen zeigen die Ergebnisse unserer Befragung auch, dass die Komplexität der eigenen Lieferkette nach wie vor zu den größten Hürden bei der Umsetzung des LkSG zählt. Demnach geben 47% der befragten Unternehmen an, keinerlei Einblicke in die Nachhaltigkeitsrisiken ihrer indirekten Lieferanten zu haben. Zu Problemen führt bei den befragten Unternehmen unter anderem die mangelnde Datenqualität und -verfügbarkeit, die fehlende Offenlegungsbereitschaft der Lieferanten und unzureichende interne Ressourcen.

 

Abbildung 2: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen bei der Steigerung der Transparenz zu mittelbaren bzw. indirekten Lieferanten?

Digitale Tools als Lösung

Diese Herausforderungen gilt es anzugehen und verstärkt auf das Potenzial digitaler Tools zu setzen, was vor allem große Unternehmen bereits tun: 85% nutzen für die Umsetzung des LkSG eine Softwarelösung, dabei bauen die Firmen fast ausschließlich auf externe Anbieter. Dies zeigt den enormen Bedarf an digitalen Anwendungen, wie wir sie bei IntegrityNext für das LkSG bereits seit Jahren anbieten. Durch den Übergang zur anspruchsvollen CSDDD mit dem erweiterten Fokus auf die gesamte Wertschöpfungskette wird die bereits hohe Nachfrage nach modernen Technologien voraussichtlich weiter zunehmen.

Übergang zur CSDDD

Insgesamt sehen 80% der befragten Unternehmen das LkSG als wichtige Grundlage zur Vorbereitung auf die bevorstehende CSDDD an. Die Studienteilnehmer sind der Auffassung, dass durch das LkSG bereits das nötige Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen geschärft, Fachwissen vertieft und die notwendigen Prozesse sowie die IT-Infrastruktur für die Einhaltung von Due Diligence Regulierungen geschaffen werden. Durch die Erfahrungen, die Unternehmen mit dem LkSG gemacht haben, können sie sich insgesamt besser auf regulatorische Entwicklungen wie die CSDDD vorbereiten und dies in einen Wettbewerbsvorteil ummünzen.

Ausblick auf die Omnibus-Initiative

Unsere Studie zeigt, dass das LkSG das Potenzial hat, positive Effekte für das Nachhaltigkeitsmanagement betroffener Unternehmen zu erzielen. So haben viele Betriebe trotz einiger Hürden bereits erfolgreich Präventions- und Abhilfemaßnahmen umgesetzt, die aktiv zur Einhaltung von ökologischen und sozialen Standards beitragen.

Nun liegt es an den europäischen Institutionen, den Mehrwert der kommenden CSDDD für Unternehmen klar herauszustellen und aufzuzeigen, wie sie Nachhaltigkeit, Effizienz, Innovation und Resilienz fördern kann.

Es bleibt abzuwarten, inwiefern die geplante Omnibus-Initiative der Europäischen Kommission, die im ersten Schritt die Anforderungen der CSRD, der EU-Taxonomie und der CSDDD konsolidieren und unnötige Bürokratiehürden abbauen soll, die regulatorische Nachhaltigkeitslandschaft verändern wird. Die Initiative könnte nach vielen politischen Richtungswechseln auf europäischer Ebene endlich die nötige Planungssicherheit für Unternehmen schaffen und ihnen dabei helfen, sich rechtzeitig auf die Anforderungen der CSDDD vorzubereiten.

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