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11. März 2025
Nick Heine
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Omnibus-Initiative: Was sind die Folgen für Unternehmen?

Die Omnibus-Initiative bietet Unternehmen Chancen, stellt sie aber auch vor Herausforderungen. Wir beleuchten, warum Nachhaltigkeitsregulierungen strategisch wichtig bleiben und wie Unternehmen auf die vorgeschlagenen Änderungen reagieren sollten.

Zwischen rechtlicher Unsicherheit und strategischer Planung

Der Omnibus-Vorschlag bietet Unternehmen diverse Vorteile, darunter Regelvereinfachungen, eine bessere Abstimmung zwischen den einzelnen Gesetzesinitiativen und eine stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse von KMU. Gleichzeitig sorgen die anvisierten Änderungen für erhebliche Unsicherheit. Zum einen bleibt unklar, in welchem Umfang das Europäische Parlament und der Rat die vorgeschlagenen Änderungen beibehalten werden. Zum anderen ist die Dauer der Verhandlungen nicht absehbar.

Viele Unternehmen setzen die Anforderungen der CSRD oder des CBAM bereits um oder befinden sich in der Planung und etablieren neue Prozesse, passen Governance-Strukturen an, interagieren mit Stakeholdern und investieren in technische Lösungen, um Compliance sicherzustellen.

Angesichts der regulatorischen Unsicherheit stellt sich die entscheidende Frage: Sollten Unternehmen ihre Bemühungen pausieren, reduzieren oder an ihrem Nachhaltigkeitskurs festhalten?

Strategische Bedeutung der Nachhaltigkeitsgesetzgebung

Die zentralen Regelwerke des Omnibus-Vorschlags – CSRD, EU-Taxonomie, CSDDD und CBAM – bleiben auch in Zukunft bestehen. Zwar können sich einige Details ändern, doch die grundlegenden Kernanforderungen bleiben erhalten:

  • CSRD: Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern müssen weiterhin eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse durchführen, eng mit Stakeholdern zusammenarbeiten, Nachhaltigkeitsdaten zu vielfältigen Themen erheben und ihr Datenmanagement optimieren. Auch kleinere Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern müssen Nachhaltigkeitsinformationen gemäß dem VSME-Berichtsstandard von EFRAG bereitstellen.

  • CBAM: Betroffene Unternehmen müssen weiterhin die Emissionsdaten vorgelagerter Lieferanten erfassen, regelmäßig berichten und sich auf die Implementierungsphase ab 1. Januar 2026 vorbereiten. Zudem könnte der Anwendungsbereich der Verordnung um zusätzliche Branchen, nachgelagerte Güter und indirekte Emissionen erweitert werden. Andere Länder planen die Einführung ähnlicher Regelwerke. In Großbritannien soll beispielsweise im Jahr 2027 ein eigener CBAM an den Start gehen.

  • CSDDD: Der Geltungsbereich der CSDDD bleibt unberührt. Betroffene Unternehmen müssen auch künftig umfassende Sorgfaltsprüfungen ihrer direkten Lieferanten durchführen. Indirekte Geschäftspartner sind zu prüfen, sobald plausible Hinweise auf Risiken bzw. nachteilige Auswirkungen vorliegen. Dies erfordert tiefe Einblicke in die Lieferkette. Auf Anfrage müssen KMU Nachhaltigkeitsdaten gemäß dem VSME-Standard bereitstellen. In bestimmten Fällen können unter die CSDDD fallende Unternehmen auch weitergehende Informationen von ihren Geschäftspartnern verlangen.

Der Omnibus-Vorschlag sieht Verzögerungen für CSRD und CSDDD vor, was Unternehmen etwas mehr Zeit für die Planung gibt. Dennoch bleibt die Einhaltung der Vorgaben anspruchsvoll und setzt eine proaktive Herangehensweise voraus.

Unternehmen sollten ihre internen Prozesse umfassend optimieren, Governance-Strukturen stärken und die Integration des Datenmanagements vorantreiben. Technische Lösungen müssen zudem implementiert und über diverse Abteilungen hinweg verankert werden. All dies erfordert Zeit, Ressourcen und Fachexpertise und macht eine frühzeitige Vorbereitung unerlässlich.

Weitere Vorschriften, wie die EU-Zwangsarbeitsverordnung und die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR), verpflichten Unternehmen dazu, Risiken auch in der tiefergelegenen Lieferkette zu analysieren, Daten zu erheben und robuste Systeme zur Sorgfaltsprüfung aufzubauen. Im Hinblick auf diese Kernprozesse zeigen sich klare Überschneidungen mit den Anforderungen von CSRD und CSDDD.

Warum ein starker Fokus auf Nachhaltigkeit unabdingbar bleibt

Trotz der Unsicherheit, die die Omnibus-Initiative nun in der EU schafft, gibt es starke Argumente dafür, unternehmerische Nachhaltigkeitsbemühungen aufrechtzuerhalten oder sogar zu intensivieren:

    1. Transparenz als strategische Priorität: Der Fokus auf Nachhaltigkeit erfordert ein umfassendes Verständnis der Wertschöpfungskette. Mithilfe tiefer Einblicke können Unternehmen ihre negativen Geschäftsauswirkungen bewerten, Risiken erkennen, kritische Abhängigkeiten besser managen und neue Chancen identifizieren.

    2. Proaktives Risikomanagement: Nachhaltigkeit hat sich gerade in komplexen Lieferketten zu einem zentralen Bestandteil des Risikomanagements entwickelt und stärkt die Widerstandsfähigkeit gegenüber wiederkehrenden Störungen sowie unsicheren Rahmenbedingungen.

    3. Erwartungen von Investoren und Stakeholdern: Die Forderungen nach Transparenz, Rechenschaftspflicht und konkreten Nachhaltigkeitsmaßnahmen nehmen weiter zu, unabhängig von regulatorischen Vorgaben und neuen Zeitplänen.

    4. Wettbewerbsvorteil: Eine frühe Anpassung an regulatorische Anforderungen ermöglicht es Unternehmen, sich von Wettbewerbern abzuheben und das Vertrauen von Kunden und Stakeholdern zu stärken.

    5. Regulatorische Anforderungen außerhalb der EU: Die meisten Unternehmen sind international tätig und müssen auch regulatorische Anforderungen in anderen Ländern erfüllen. Dazu zählen Gesetze gegen Zwangsarbeit – wie diverse Modern Slavery Acts und der US-amerikanische Uyghur Forced Labor Prevention Act (UFLPA) – sowie Vorschriften zu Konfliktmineralien, Produkt-Compliance und eine wachsende Zahl verpflichtender Nachhaltigkeitsberichtsstandards.

Durch konsequentes Handeln können Unternehmen regulatorische Verpflichtungen proaktiv steuern und gleichzeitig die Basis dafür schaffen, Nachhaltigkeit als strategischen Vorteil zu nutzen – und sie zu einem Treiber für Resilienz, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zu machen.

Softwarelösungen für mehr Agilität

In unsicheren Zeiten verschafft moderne Technologie Unternehmen die notwendige Flexibilität, um schnell auf Störungen oder regulatorische Veränderungen zu reagieren. Die im Omnibus vorgeschlagenen Anpassungen der Tier-n-Sorgfaltspflicht im Rahmen der CSDDD (siehe anderer Blogbeitrag für Details) verdeutlichen diese Notwendigkeit. Sobald plausible Informationen über Risiken oder negative Geschäftsauswirkungen auf den unteren Stufen der Lieferkette vorliegen, müssen Unternehmen zügig reagieren, ohne ihre Ressourcen übermäßig zu belasten.

Hier kommen fortschrittliche Softwarelösungen ins Spiel: KI-gestützte Lieferkettenanalysen ermöglichen ad-hoc Risikobewertungen und liefern Unternehmen die entscheidenden Erkenntnisse, die sie zur Einhaltung der Vorgaben benötigen.

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