Risikomanagement in der Lieferkette

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Durch Risikomanagement in der Lieferkette (Supply Chain Risk Management, SCRM) identifizieren, überwachen und minimieren Unternehmen systematisch verschiedene Risiken, die ihre Lieferketten betreffen können. Effektives Risikomanagement ist entscheidend, um die hohe Komplexität moderner Lieferkettennetzwerke zu bewältigen, insbesondere bei schwer zu beschaffenden Materialien oder sog. „Just-in-Time“-Liefermodellen.

Das Risikomanagement in der Lieferkette erfordert eine kontinuierlich aktualisierte Analyse der vielfältigen Bedrohungen und Schwachstellen in einem globalen Geschäftsnetzwerk. Durch den Einsatz von Software sowie automatisierter Datenerfassung und -überwachung können Unternehmen Echtzeiteinblicke in Störungen (z. B. wartende Tanker vor einem Hafen) erhalten und schnell darauf reagieren.

Ziele

Die Ziele des Risikomanagements in der Lieferkette sind:

  1. Die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens und seines globalen Netzwerks gegenüber routinemäßigen und außergewöhnlichen Störungen zu erhöhen. Dadurch wird sichergestellt, dass Geschäftsabläufe und die Lieferung von Dienstleistungen/Produkten ohne Unterbrechung und bei gleichbleibender Qualität fortgesetzt werden können.
  2. Die Schäden und externen Effekte von Störungen für Arbeiter in der Lieferkette, Gemeinschaften und natürliche Ökosysteme zu minimieren.

Beide oben genannten Ziele sind essenziell, um die Reputation eines Unternehmens zu schützen und die Einhaltung von Vorschriften zu gewährleisten.

Vorteile

Obwohl SCRM-Prozesse teils hohe Kosten verursachen, verhindern sie auch große Verluste, die für ein Unternehmen entscheidend sein können. Sie sind daher ein unverzichtbarer Bestandteil eines nachhaltigen Lieferkettenmanagements (SCM).

Darüber hinaus bietet das Risikomanagement in der Lieferkette Wettbewerbsvorteile, indem es Einsparungen ermöglicht, proaktive Abläufe fördert sowie Kundenzufriedenheit und Vertrauen erhöht. Zusammen mit fortschrittlichen Softwarelösungen vertieft es zudem die Zusammenarbeit mit Lieferanten, optimiert Abläufe und steigert die Effizienz.

Umfang

Die durch SCRM adressierten Risiken können wirtschaftlicher, geopolitischer, regulatorischer, ethischer oder ökologischer Art sein. Dazu gehören:

Externe Risiken: Ressourcenknappheit, extreme Wetterereignisse, politische Instabilität, Ausfall eines Schlüssellieferanten, logistische Probleme oder Verwaltungsfehler (z. B. Probleme mit Zollpapieren).

Interne Risiken: Übermäßige Abhängigkeit von einem Lieferanten für Schlüsselkomponenten, unzureichende Umsetzung von Unternehmensrichtlinien, menschliche Fehler oder technologische Ausfälle, die zu Industrieunfällen oder unvollständiger Datenerfassung führen können.

Eine effektive Risikomanagementstrategie muss die individuellen Kontexte aller Lieferantenebenen (Tier 1, Tier 2 und Tier 3) sowie aller logistischen Schritte (Rohstoffgewinnung, Produktion, Verpackung, Transport/Verteilung, Lagerung, Nutzung/Betrieb und Entsorgung) berücksichtigen. Schon ein einziger Ausfall in der Lieferkette kann unter Umständen weitreichende Folgen haben.

Wichtige Schritte

Erfolgreiches SCRM umfasst iterative Prozesse, die regelmäßig aktualisiert werden. Die grundlegenden Schritte sind:

  • Untersuchen: Gründliche Analyse potenzieller Bedrohungen, um deren Ursprung und Beschaffenheit zu verstehen.
  • Bewerten: Bewertung jeder identifizierten Bedrohung hinsichtlich potenzieller Störungen und Eintrittswahrscheinlichkeit.
  • Vorbereiten und Minimieren: Entwicklung und Umsetzung effektiver Strategien zur Risikominimierung und zur Gewährleistung der Krisenbereitschaft. Risiken sollten nach ihrer Schwere und Wahrscheinlichkeit priorisiert werden.
  • Reagieren: Schnelle Umsetzung vorbereiteter Strategien bei Bedrohungen oder unvorhergesehenen Ereignissen.
  • Überprüfen: Nach der erfolgreichen Bewältigung einer Bedrohung sollten Unternehmen aus den gesammelten Erfahrungen lernen, um zukünftige Strategien zu verfeinern. Dieser Schritt umfasst das Einholen und die Integration von Feedback aller relevanten Akteure entlang der Lieferkette.

Softwarelösungen für das Risikomanagement in der Lieferkette

Softwarelösungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Stärkung der Lieferkettenresilienz und beim effizienten Risikomanagement. Zu den wesentlichen Vorteilen gehören:

  • Datenanalyse und Frühwarnsysteme:
    • Frühe Risikoidentifikation durch umfangreiche Datenanalyse
    • Sofortige Reaktion auf Störungen durch Echtzeitüberwachung
  • Kollaborative Plattformen:
    • Verbesserte Zusammenarbeit und Informationsaustausch durch spezialisierte Software
    • Koordinierte Reaktionen auf Risiken entlang der Lieferkette
  • Automatisierung von Prozessen:
    • Minimierung menschlicher Fehler durch Automatisierung
    • Erhöhte Effizienz und schnellere Risikoidentifikation