Januar 2025

Aktuelle Studie von IntegrityNext und BME beleuchtet Bilanz nach zwei Jahren LkSG

München, 23. Januar 2025 – Zwei Jahre nach Inkrafttreten des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) präsentieren IntegrityNext und der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) die Ergebnisse ihrer vierten gemeinsamen Studie. Die Studie bietet praxisnahe Einblicke in die Umsetzung des LkSG, analysiert dessen Mehrwert für Unternehmen und Nachhaltigkeitsinitiativen und beleuchtet die Auswirkungen auf zukünftige Regulierungen wie die EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD). Obwohl das LkSG seit seiner Einführung vielfach kritisiert wurde, zeigt sich hier deutlich, dass es in der Praxis Wirkung zeigt und nachhaltige Fortschritte ermöglicht.

Freiwillige Umsetzung und Fortschritte bei betroffenen Unternehmen

Die vierte Edition der Studie liefert erstmals Erkenntnisse von Unternehmen, die seit 2024 den Anforderungen des LkSG unterliegen. Ein Drittel der befragten Firmen unterliegt zwar nicht direkt dem Gesetz, dennoch setzen 81 Prozent von ihnen die Anforderungen teilweise freiwillig um.

Als Hauptgründe für diese freiwillige Umsetzung nennen Unternehmen die Vorbereitung auf die CSDDD, die von 71 Prozent der Unternehmen als treibender Faktor genannt wird, sowie den wachsenden Druck durch Kunden (65%). Dies zeigt, dass Nachhaltigkeitsanforderungen nicht nur regulatorisch bedingt, sondern auch stark marktgetrieben sind.

„Die Ergebnisse unserer Studie verdeutlichen, dass das LkSG mehr ist als eine regulatorische Pflicht – es bietet die Chance, globale Lieferketten transparenter, fairer und nachhaltiger zu gestalten. Unternehmen, die diesen Wandel aktiv mitgestalten, stärken nicht nur ihre Zukunftsfähigkeit, sondern setzen ein starkes Zeichen für verantwortungsvolles Wirtschaften und sind so auf die kommende EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) ideal vorbereitet," erklärt Nick Heine, CCO von IntegrityNext.

Umsetzungs-Learnings seit 2023

Unternehmen, die seit dem 1. Januar 2023 den Anforderungen des LkSG unterliegen, berichten von deutlichen Fortschritten bei der Umsetzung: Viele Unternehmen setzen in der Zusammenarbeit mit Lieferanten auf Kontrollmechanismen wie Selbstauskünfte, Präqualifizierungen und vertragliche Zusicherungen, um die Einhaltung der Sorgfaltspflichten sicherzustellen.

Und auch digitale Lösungen spielen eine zunehmend wichtige Rolle: 85 Prozent der Großunternehmen setzen bei der Umsetzung des LkSG auf Softwarelösungen und Automation, primär von Drittanbietern. Im Vergleich dazu ist der Anteil bei kleinen und mittelständischen Unternehmen (mit weniger als 1.000 Mitarbeitenden) mit 40 Prozent noch deutlich geringer, was auf unterschiedliche Ressourcen und Kapazitäten schließen lässt.

Das LkSG - Impulsgeber für nachhaltiges Wirtschaften

Für 69 Prozent der Großunternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden stellen Lieferketten einen entscheidenden Hebel für mehr Nachhaltigkeit dar. Gleichzeitig bleibt die Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg eine zentrale Herausforderung: 47 Prozent der befragten Unternehmen geben an, keine ausreichenden Kenntnisse über die Nachhaltigkeitsrisiken mittelbarer Lieferanten zu haben.

Die Studie zeigt deutlich, dass das LkSG einen positiven Einfluss auf die Nachhaltigkeit in Lieferketten hat. Rund die Hälfte (51%) der befragten Unternehmen sieht das Gesetz als Unterstützung, um Nachhaltigkeit in der Lieferkette voranzutreiben. Zu den wichtigsten positiven Effekten zählen eine erhöhte Transparenz (79%), die Prävention von Risiken (68%) sowie die erleichterte Umsetzung der eigenen Nachhaltigkeitsziele und -standards%).  Das LkSG wurde seit seiner Einführung vielfach kritisch hinterfragt, insbesondere hinsichtlich seiner praktischen Umsetzbarkeit und der Belastung für Unternehmen, doch die Ergebnisse zeigen, dass regulatorische Rahmenbedingungen nicht nur Herausforderungen mit sich bringen, sondern auch konkrete Fortschritte ermöglichen und einen wichtigen Beitrag zu verantwortungsvollem Wirtschaften leisten.

Langfristige Auswirkungen auf Geschäftsstrategien

Zuletzt zeigte sich in der Studie: Sorgfaltspflichtengesetze wie das LkSG können langfristig tiefgreifende Veränderungen in der Unternehmenslandschaft anstoßen. 70 Prozent der befragten Unternehmen erwarten einen stärkeren Fokus auf Lieferkettenmanagement und -transparenz, während 56 Prozent von einer intensiveren Verankerung des Themas Nachhaltigkeit in der Geschäftsstrategie ausgehen. Dabei passen 52 Prozent ihre Ziele und KPIs an die neuen Anforderungen an.

Einige Unternehmen gehen sogar noch weiter und nehmen eine grundlegende Neuausrichtung ihres Produkt- und Serviceportfolios vor, was weitreichende Konsequenzen für die gesamte Lieferkette hat. Parallel dazu wird verstärkt in digitale Lösungen investiert, die eine effizientere Überwachung der Lieferketten ermöglichen. Diese Technologien setzen neue Standards für Transparenz und Effizienz und tragen dazu bei, die gestiegenen Anforderungen an Nachhaltigkeit und Sorgfaltspflichten zu erfüllen. Dabei setzten 80 Prozent auf die Nutzung moderner Technologien. Explizite KI-Tools setzen allerdings erst fünf Prozent der befragten Unternehmen ein.

Fortschritt mit Herausforderungen

Zwei Jahre nach der Einführung zeigt das LkSG erste spürbare Wirkung: Es treibt nicht nur die Nachhaltigkeitsbestrebungen voran, sondern bereitet Unternehmen auch aufkommende Herausforderungen wie die CSDDD vor. Für 80 Prozent der Befragten stellt das Gesetz eine wertvolle Grundlage dar, um sich auf die EU-Lieferkettenrichtlinie vorzubereiten. Unternehmen profitieren dabei von einem gestiegenen Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen, sowohl intern als auch bei ihren Lieferanten, sowie von der Entwicklung notwendiger Prozesse und Strukturen. Doch trotz aller Fortschritte bleibt die Umsetzung komplex und ressourcenintensiv – insbesondere in Bezug auf die Einbindung mittelbarer Lieferanten und den Einsatz digitaler Lösungen.

Nick Heine warnt vor den Folgen einer möglichen Aussetzung des Lieferkettengesetzes für deutsche Unternehmen: „Eine Aussetzung würde nicht nur Unsicherheit schaffen, sondern auch bereits erzielte Fortschritte untergraben, die entscheidende Weichen für nachhaltige Lieferketten gestellt haben. Auch unsere Kunden bestätigen uns immer wieder: Jetzt aufzuhören, bedeutet später wieder von vorne anzufangen – mit höheren Kosten und unter größerem Druck, wenn die EU-Richtlinie zur Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) in nationales Recht umgesetzt wird. Denn spätestens dann werden sich Unternehmen wieder mit den Anforderungen konfrontiert sehen.”

Dr. Lars Kleeberg, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) fasst die Ergebnisse zusammen: „Zwei Jahre nach Inkrafttreten des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes zeigt sich: Das LkSG setzt wichtige Impulse für Nachhaltigkeit und Menschenrechte, bleibt in der Umsetzung jedoch herausfordernd. Besonders die Transparenz in Lieferketten und die Einbindung mittelbarer Zulieferer stellen Unternehmen vor komplexe Aufgaben. Unsere Umfrage verdeutlicht: Mit klaren Leitlinien, digitaler Unterstützung und einer Harmonisierung von EU-Standards kann das Gesetz zu einem effektiven Werkzeug werden. Politik und Wirtschaft sind nun gefordert, gemeinsam die Voraussetzungen für eine nachhaltige Zukunft zu schaffen.“

Die vollständige Studie kann hier heruntergeladen werden.

Über die Studie

Die schriftliche Online-Umfrage wurde über einen Zeitraum von knapp zwei Monaten, von Mitte September bis Mitte November 2024, durchgeführt und richtete sich vorrangig an die Mitgliedsunternehmen des BME e.V. Die Teilnehmerquote lag bei 166. Befragt wurden unter anderem zahlreiche leitende Angestellte. Der Schwerpunkt der Studie lag auf Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe und technologieintensiven Branchen, die häufig besonders komplexe Lieferketten aufweisen.

Knapp ein Drittel (30%) der teilnehmenden Unternehmen hat zwischen 1.000 und 3.000 Beschäftigte und fällt somit seit dem 1. Januar 2024 zum ersten Mal unter das LkSG. Zum Zeitpunkt der Befragung hatten sich diese Firmen im Schnitt bereits rund zehn Monate lang mit dem neuen Regelwerk auseinandergesetzt. Etwas mehr als ein Drittel (37%) der Unternehmen hat über 3.000 Angestellte und kann folglich bereits auf fast zwei Jahre LkSG-Umsetzung zurückblicken. Für die verbleibenden Teilnehmer (34%) mit weniger als 1.000 Beschäftigten – im Rahmen dieser Studie als KMU definiert – ergeben sich keine unmittelbaren rechtlichen Verpflichtungen aus dem LkSG. Dennoch bestätigt sich wie in den Jahren zuvor, dass die große Mehrheit dieser Firmen die Anforderungen des Gesetzes zumindest teilweise umsetzen möchte. Für die Auswertungen wurden nur tatsächlich beantwortete Fragen berücksichtigt.

Über IntegrityNext

IntegrityNext ist ein globaler Vorreiter für nachhaltige Lieferketten. Seit 2016 vertrauen führende Unternehmen auf die Software-Lösungen von IntegrityNext, um ESG-Compliance zu erfüllen, Risiken zu reduzieren und Herausforderungen wie Sorgfaltspflichten, Dekarbonisierung und Nachhaltigkeitsberichterstattung effizient zu bewältigen. Mit über 500 Kunden und 2 Millionen Lieferanten in 190 Ländern ist IntegrityNext der Partner für verantwortungsvolle und zukunftssichere Lieferketten.

Pressekontakt

Larissa Brachvogel

Head of Brand & Communications

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